Kuschel-Rock'n'Roll: 7ty Proof - Rock'n'Roll will never die

7ty Proof sind vor allem als Coverband im Rockbereich bekannt. Wir wollten herausfinden, ob die Jungs auch eigene Songs schreiben können und haben uns deshalb ihre neue Scheibe Rock'n'Roll will never die angehört, die am 16.12.2016 erschienen ist. Potential ist auf alle Fälle zu erkennen. Ganz ausgekostet wurde es jedoch nicht.

 

Der erste Song trägt den gleichen Titel wie die Scheibe selbst: Rock'n'Roll will never die rockt, groovt und hat alles, was eine gute Nummer in diesem Genre braucht. 7ty Proof beweisen hier gleich zu Beginn, dass sie auch rockige Songs aus eigener Feder auf die Beine bringen, und ein gutes Original ist in unseren Augen fast mehr wert als ein erstklassiges Cover. Der erste Song der Scheibe klingt auf jeden Fall vielversprechend und macht Lust auf mehr.

Back on the road again überzeugt ebenfalls mit einem knackigen Intro und geht dann in eine ruhige Passage über. Der plötzliche Wechsel zu Klavier und Gesang bringt einen stilvollen Effekt mit sich, doch findet der Song nicht mehr so richtig aus diesem "Ruhemodus" heraus und wird so eher zum Schmusesong als zur tanzbaren Rocknummer. Zwischendurch kehrt noch einmal das Riff aus dem Intro zurück, doch auch dieses Interludium kann nicht mehr von der zärtlich gesäuselten Gesangsmelodie ablenken.

 

Natürlich sei jedem Rockalbum seine Ballade gegönnt, doch Goodbye beginnt schon wieder nur mit Klavier und Gesang. Das lässt doch etwas stutzig werden. Wo ist der Rock'n'Roll, dessen Überleben uns im ersten Song noch so überzeugend versichert wurde?

 

Run 2 next level geht endlich wieder mit viel Zerre in der Gitarre los. Hier wird uns eine weitgehend solide Rocknummer präsentiert. Einzig der Gesang erinnert stellenweise noch immer eher an Kuschelrock. Trotzdem bietet der Song schon vergleichsweise vielmehr das, was wir uns erhofft haben: Soliden Rock'n'Roll. Das gewisse Etwas, das uns zum heiteren Mitgröhlen oder Kopfnicken animiert, geht uns allerdings noch etwas ab.

 

Out of my tears ist eine weitere Kuschelnummer, die zwar ihre Höhen und Tiefen hat, aber ebenfalls an keiner Stelle so richtig von den Socken haut. Das klingt nach einem harten Urteil und womöglich ist es nicht ganz fair. Der Song gibt im Grunde eine gelungene Rockballade ab. Unser Urteil sähe vermutlich ganz anders aus, wenn sich die Schmusesongs nicht langsam, aber sicher häufen würden, denn an sich bietet der Song interessante Facetten. Er beginnt mit seichten Klängen und wird gegen Ende doch etwas aggressiver.

 

Der Titel Rockstar verspricht dann wieder etwas mehr Rock'n'Roll und den bekommen wir an dieser Stelle auch. Noch eine Portion Power im Gesang hätte auch hier nicht geschadet, aber zumindest kommt man als Rockliebhaber wieder auf seine Kosten. Gefallen tut uns das kleine, aber feine Gitarrensolo.

 

So long lässt uns dann wieder auf dem Trockenen sitzen. Die Bezeichnung Kuschelrock ist an dieser Stelle jedoch fehl am Platz, denn von Rock ist hier keine Spur. Klavier, Streicher und Gesang dominieren das Lied. Steigerungen oder spannungsreiche Wechsel bleiben aus.

 

Den Abschluss macht der Bonus-Track Wild at heart, der von der Band auch als offizielle "PROOF Hymne" bezeichnet wird. "Hymne" passt hier ganz gut, denn der Song hat durchaus etwas hymnenartiges im Refrain. Auf jeden Fall kriegen wir zum Schluss nochmal eine Nummer geboten, die eher unseren Erwartungen entspricht. Der Song ist im Albumgefüge am Ende als Ausklinger jedenfalls wohlplatziert.

 

Die Platte folgt einem unschicklichen Trend, der offenbar noch immer in Mode ist: Nach der besten Nummer wird das Album benannt und diese Nummer belegt dann auch noch den ersten Slot in der Titelliste. Danach ist die Luft raus. Auch wenn noch gute Nummern folgen, will nichts mehr so richtig ins Ohr gehen. Mit der Bewertung haben wir uns dieses Mal sehr schwer getan. Rock'n'Roll will never die von 7ty Proof bietet durchaus interessante Seiten. Für vieles davon hat man als Zuhörer jedoch kein Ohr, da durch den Albumtitel und den ersten Song ganz andere Erwartungen geschürt wurden. So sehen wir zwar viel Potential in der Sache, vermissen aber dennoch den Kern des Ganzen: Den kantigen, kratzigen, rauchigen Rock'n'Roll. Unter Berücksichtigung dieser Askpekte geben wir der Scheibe eine Wertung von 5.5.