Neues aus der Südrock-Sparte: Blackwater Horizon - Bad John

Bad John heißt die neue EP der Southern Rock Truppe Blackwater Horizon. Da uns schon die letzte Scheibe gefallen hat, hören wir natürlich mit Freude auch in die neue Platte, die seit dem 05.05.2017 auf dem Markt ist. Der verwegene Spelunkengänger auf dem Cover macht in seiner Cowboy-Kluft auf jeden Fall schon mal etwas her. Das gelungene Artwork lädt uns dazu ein, Bad John in die Südstaaten zu folgen, um uns dort dem hiesigen Rockgenre hinzugeben.

 

Das erste Lied stellt sogleich klar, dass die Band ihrem Stil hundertprozentig treu geblieben ist. Live & Die ist der perfekte Eröffnungssong für die EP. Los geht es mit einem klassischen Rock'n'Roll-Gitarrenriff und recht bald steigen auch Bass und Schlagzeug darauf ein. Das knallt schön. Sobald der Gesang einsteigt, wird es etwas ruhiger, was allerdings nicht bedeutet, dass es weniger fetzt. Hier stimmt alles: Vom Einsatz der Rhythmusgruppe über die Steigerung der Gitarre innerhalb der Strophe (von Picking zu einem treibenden Riff hin) bis hin zur Gesangslinie. Der Refrain präsentiert sich schön eingängig, damit auch ja jeder mitgröhlen kann. Insgesamt bekommen wir hier einen tollen Song geboten, der sich als Opener wunderbar eignet.

Der nächste Song präsentiert sich dann eine Spur ruhiger und langsamer, ohne an Energie und Power zu verlieren. Auch Fly beginnt wieder mit einem interessanten Gitarrenriff. Kurz darauf steigt wieder die Rhythmusgruppe ein. An dieser Stelle sei erwähnt, dass im Mix wirklich vieles gut gemacht wurde: Das knackige Riff kommt mit der knallenden Rhythmusgruppe richtig gut zur Geltung. In den Strophen kommt der mehrstimmige Gesang etwas besser heraus als im Refrain.

 

Money & the Beast überzeugt ebenfalls. (Wohlgemerkt: Nicht nur aufgrund des interessanten Songtitels!) Ein kurzes, mystisch angehauchtes Intro weckt sofort unser Interesse und nach wenigen Sekunden geht es schon mit treibendem Rhythmus und einer knalligen Gesangslinie los. Eine druckvolle und knallige Bridge bieten gemeinsam mit einem ruhigen Mitklatsch-Part genügend Abwechslung, sodass es in der anschließenden Refrainwiederholung nochmal mächtig abgehen kann.

 

Bei Pieces geht es schon wieder knallig los! Wohlgemerkt ohne, dass dem Zuhörer langweilig würde! Auch hier gefällt uns der Songsaufbau wieder sehr gut. Insbesondere dass die Gitarre im ersten Teil der Strophe komplett aussetzt und dann wieder mit einsteigt, erzeugt einen schönen, Abwechslung schaffenden Effekt. Im Refrain sackt die Spannung ein klein wenig ab und macht Platz für eine Gesangsmelodie, die leicht verträumt klingt und wieder mal gut zum Mitsingen geeignet ist. Im Refrain hätte man auch etwas mehr Aggressivität erwarten können, aber im Gesamtgefüge der CD schadet es natürlich nicht, dass der Refrain ein wenig ruhiger ist - für den Song wäre es aber vielleicht von Vorteil gewesen, mehr auf die Spannung und den Druck der Strophe aufzubauen. Das Gitarrensolo nach dem zweiten Refrain bietet wieder eine angenehme Abwechslung im Sound.

 

Egomaniac bleibt dem Stil der EP ebenfalls treu - auch wenn sich die ungewohnten Klänge des Keyboards hier stark bemerkbar machen. Die Tasten hätte es nicht unbedingt gebraucht, finden wir, aber das ist natürlich eine Frage des Geschmacks. Ansonsten rockt und rollt das Stück wie gewohnt. Der Song bietet abwechslungsreiche Passagen und auch eine "ohoho-ohoho"-Mitgröhlstelle. Kann man kitschig finden, passt aber gut ins Konzept.

 

Mit Cowbell und knackigem Riff startet She's the One - der letzte Song der Scheibe. Wir fühlen uns in einen amerikanischen Collage-Film versetzt. Im Grunde eignet sich der Song für fast jeden beliebigen Hollywood-Blockbuster im Komödien- oder Drama-Bereich als musikalische Untermalung. Die Komposition und das Arrangement des Stückes sind jedenfalls wieder sehr gelungen: Ruhige Stellen, rockige Stellen, Mitsingstellen - alles was das Herz begehrt. Auch hier bringt der Orgelsound des Keyboards eine Spur Kitsch in die ganze Sache - was hier jedoch schon wesentlich besser passt, da auch der Text recht kitschig und klischeebehaftet daherkommt. Die Harp setzt schließlich noch eins obendrauf. Auch hier gilt wieder: Keyboard und Mundharmonika hätten nicht unbedingt sein müssen - zumal das in der Live-Reproduktion zu dritt schwierig wird - aber das ist definitiv eine Frage des Geschmacks! Jedenfalls eignet sich der Song sehr gut, um die EP ausklingen zu lassen.

 

Knallig, druckvoll, treibend, knackig - und doch abwechslungsreich: Worte die wir in diesem Review immer wieder gebraucht haben. Das spricht klar für die EP. Bad John überzeugt vor allem in Sachen Songwriting, Komposition und Arrangement. Auch für das Mixing möchten wir ein Lob aussprechen, denn nur durch einen ausgewogenen und guten Mix kommen die knalligen Passagen auch genauso knallig zur Geltung. Einzig was die Backgroundvocals angeht, könnte eventuell noch etwas am digitalen Volumepoti gedreht werden: An einigen Stellen sollte man sich trauen, Zweit- und Drittstimmen etwas lauter zu drehen. Über den Einsatz von Tasten und Harp kann man sich - wie erwähnt - streiten. Ansonsten möchten wir Blackwater Horizon noch einen kleinen "Tipp" mit auf den Weg geben: Nicht jeder Song muss im Refrain zwingend zum Mitsingen geeignet sein. Hin und wieder mag es sich auch anbieten, auf den Druck und die Aggressivität der Strophe aufzubauen, um im Refrain komplett "auszurasten". Natürlich nicht immer! Die eingängigen Gesangslinien müssen auch mal sein. Nachdem wir viel "gemeckert" haben - auf hohem Niveau(!) - vergeben wir eine Wertung von 9.0 für dieses exquisite Stück Musik. Wir hoffen, dass die Band uns in Zukunft weiterhin herausragende musikalische Werke bescheren wird - womöglich auch im Album-Format?